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Dienstag, 30. Dezember 2014

Schneeschippen: Ungewohnte Belastung

Schneeschippen: Ungewohnte Belastung


Die weiße Pracht – für Kinder Segen, Erwachsene müssen sich regen. Gilt doch für viele die Räumpflicht vor ihrem Haus. Auf was Sie beim Schneeschippen achten sollten

Mann beim Schneeräumen
So zu schaufeln geht auf den Rücken. Besser: Mit Ausfallschritt in die Knie gehen und die Last nah am Körper heben. Oder den Schnee wenn möglich nur schieben

So zu schaufeln geht auf den Rücken. Besser: Mit Ausfallschritt in die Knie gehen und die Last nah am Körper heben. Oder den Schnee wenn möglich nur schieben
Positiv denkende Menschen sehen ihren winterlichen Räumdienst wahrscheinlich als willkommene Gelegenheit, ihre Arm- und Rumpfmuskeln zu ertüchtigen. Außerdem kann eine Stunde Schneeschippen je nach Intensität bis zu 600 Kilokalorien verbrennen. Der Haken dabei: Wer im restlichen Jahr die zuständige Muskulatur wenig gefordert hat, riskiert eine Überlastung der Muskeln und der Wirbelsäule. „Zerrungen, Dehnungen und Blockierungen von Wirbeln können der Fall sein, also auch der berüchtigte Hexenschuss“, sagt Professor Bernd Kladny, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie in der Fachklinik Herzogenaurach. Sind die Faserringe der Bandscheibenvorgeschädigt, kann gar ein Bandscheibenvorfall ausgelöst werden. „Und wer beim Schippen ausrutscht und stürzt, landet unter Umständen mit gebrochenen Knochen in der Klinik.“

Der frühe Vogel schippt entspannter Schnee

Damit es nicht so weit kommt, lautet die Empfehlung von Professor Kladny: Zunächst einmal früh genug aufstehen. Denn wer unter Stressaus dem Bett springt und schnell schnell die weiße Last vor der Arbeit ins Abseits befördern will, verletzt sich besonders leicht. Besser den Wetterbericht verfolgen und bei Schneefall den Wecker vorstellen. Dann sich noch im Warmen dehnen und strecken, zum Beispiel mit folgenden Übungen:

Übungen zum Aufwärmen direkt vor dem Schippen
  • Beweglich bleiben: Hals und Nacken Übungen
    "Nein sagen": Sie stehen aufrecht und drehen den Kopf langsam nach rechts und nach links, als wollten Sie Nein sagen. Die Schultern bleiben dabei unbewegt. 8- bis 10-mal wiederholen.
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  • Beweglich bleiben: Hals und Nacken Übungen
    Kopfpendel: Rollen Sie den Kopf im Halbkreis langsam von links nach rechts. Dabei bleibt das Kinn zur Brust gesenkt. Diese Bewegung nicht nach hinten ausführen. 8- bis 10-mal wiederholen.
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  • Mobilisations-, Kräftigungs- und Dehn-Übungen
    Schulterkreisen: Abwechselnd die rechte und die linke Schulter nach vorn und hinten kreisen. Dabei den Oberkörper mitbewegen. Auf jeder Seite jeweils 8-mal wiederholen.
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  • Mobilisations-, Kräftigungs- und Dehn-Übungen
    Windrad (Armekreisen): Nehmen Sie die Arme gestreckt zur Seite. Nun zeichnen Sie mit den Armen kleine Kreise in die Luft. Zunächst vorwärts, anschließend rückwärts.
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  • Training Hüfte und Po
    Bein-Pendeln: An einem Stuhl (oder der Schneeschaufel) mit der linken Hand festhalten. Die rechte Hand stürzt sich auf der Hüfte ab. Nun schwingen Sie das rechte gestreckte Bein nach vorn und nach hinten. Achten Sie darauf, dass Ihr Oberkörper aufrecht bleibt. Das wiederholen Sie 8-mal. Zwei Durchgänge, dann Seitenwechsel.
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Als nächstes zweckmäßig kleiden: „Am besten ziehen Sie dafür wie beim Sporteln draußen Funktionsunterwäsche an und eine wärmende Schicht drüber, damit sich der Schweiß nicht auf der Haut sammelt“, sagt Sportwissenschaftlerin Carolin Heilmann aus München. Anschließend mit Muße zur Tat schreiten. „Nicht zu hektisch beginnen, damit der Körper langsam auf Touren kommen kann“, ergänzt Heilmann. Und wenn nötig auch zwischendurch mal eine Pause einlegen.
Wer optimal vorbereitet sein will, trainiert bereits unter dem Jahr seine Rumpfmuskulatur und Ausdauer, beispielsweise mit Nordic Walking. Fitnessstudios können dem Interessierten gezielte Kraftübungen vorschlagen. Auch die Gymnastikübungen unserer Sportwissenschaftlerin Carolin Heilmann empfehlen wir, siehe Kapitel zwei.

Rutschfeste Schuhe und leichte Schippe wählen

Außerdem sollte jeder Schipper auf die richtige Ausrüstung achten. Rutschfeste Schuhe sind ein Must-have. Wer den Schnee lediglich wegschieben muss, sollte sich mit einer leichten Schneeschippe bewaffnen, zum Beispiel aus Aluminium oder Plastik. Idealerweise hat die Schippe auch noch eine weiche Kante aus PVC oder Gummi, damit sie nicht an Unebenheiten hängenbleibt. Außerdem schabt sie dann weniger laut über den Boden und schont die Nerven des Nachbarn. Der Griff der Schippe sollte auf jeden Fall lang genug sein, dass in aufrechter Haltung geschippt werden kann. Wer eine zusätzliche Erinnerung an die aufrechte Körperhaltung braucht, kann auch einen Kraftgürtel anlegen, wie es Kraftsportler tun. Und wer beidhändig begabt ist, kann beim Schneeschippen auch mal umgreifen und den aktiven Arm tauschen.

Kleine Schaufel, wenn gehoben werden muss

Wer den Schnee nicht nur schieben, sondern auch noch wegschaufeln muss, sollte sich idealerweise zusätzlich zur Schneeschippe eine kleinere Schaufel besorgen. „Also erst den Schnee per Schippe zusammenschieben, dann kleinere Portionen per Schaufel anheben“, erklärt Kladny das zweistufige Vorgehen. Denn das Anheben des Schnees belastet den Körper deutlich mehr als schieben. Die Schaufel sollte wie ein Spaten hinten einen Quergriff haben, damit sie sich nicht wegdrehen kann. Der Stiel der Schaufel sollte kurz genug sein, dass man die Last nahe am Körper heben kann. Andernfalls wirken starke Hebelkräfte auf die Bandscheiben. Darüber hinaus für das Anheben des Schnees besser einen Ausfallschritt machen und in die Knie gehen, statt die Last aus dem Rücken zu heben. „Und nicht zur Seite schaufeln, sondern den ganzen Körper in diejenige Richtung drehen“, mahnt Kladny. Seitwärtsbewegungen sind nämlich strapaziös und bergen eine höhere Verletzungsgefahr.

Unterstützung bei großen Gebieten oder Vorerkrankungen

Wer große Areale freiräumen muss, sollte die Anschaffung professionelleren Equipments erwägen: Zur Auswahl stehen rückenschonende Schneeschippen mit Rädern bis hin zu elektrisch betriebenen Schneefräsen.
„Wer aber frisch operiert ist, bereits Rückenprobleme hat oder an Wirbelsäulenerkrankungen wie fortgeschrittenem Knochenschwund leidet, sollte besser ganz auf einen eigenen Einsatz verzichten und gleich einen Räumdienst beauftragen“, empfiehlt Kladny. Dasselbe gilt zum Beispiel auch für Patienten mit einer Erkrankung der Herzkranzgefäße.

Sportwissenschaftlerin Carolin Heilmann zeigt vier Übungen, mit denen Sie unterm Jahr Ihre Muskeln für das Schneeschippen stählen können

Fitnesstraining
Muskeltraining mit Carolin Heilmann

Muskeltraining mit Carolin Heilmann
Übungen
  • Übungen
    Seitgrätsche:
    (stärkt Beine, Po, Arme und Schultern)
    Körpergewicht abwechselnd nach links und rechts verlagern, Fußsohlen am Boden lassen, zwei Wasserflaschen halten und damit diagonal den Boden berühren. Rücken möglichst gerade halten, Körperschwerpunkt tief halten, auch beim Seitenwechsel. 2-3 Sätze mit je 8-12 Wiederholungen.
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  • Übungen
    Russian Crunch:
    (stärkt Bauch und Rumpf)
    Sitz auf dem Boden, Oberkörper soweit wie möglich zur Seite eindrehen. Wasserflasche abwechselnd seitlich Richtung Boden führen. Rücken gerade halten, Beine können angehoben sein. 2-3 Sätze mit je 8-12 Wiederholungen.
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  • Übungen Ich beweg mich
    Unterarmstütz vorwärts:
    (stärkt den ganzen Körper)
    Wie Liegestütze, nur auf Unterarmen. Dabei Kopf und Oberkörper gerade in Verlängerung der Beine halten, Knie sollen gestreckt bleiben, Blick zum Boden. 2-3 Sätze mit je 8-12 Wiederholungen.
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  • Übungen
    Unterarmstütz seitwärts:
    (stärkt den ganzen Körper)
    Körper auf Ellbogen und Fußaußenkante (oder Knie) abstützen. Hüfte Richtung Decke bzw. Richtung Boden bewegen. 2-3 Sätze mit je 8-12 Wiederholungen.
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Wichtig: Wer chronisch krank ist, neu oder nach längerer Zeit wieder mit Sport beginnt, sollte sich vor dem ersten Training vorsichtshalber grünes Licht vom Arzt geben lassen. Teilweise kann eine ausführlichesportmedizinische Untersuchung sinnvoll sein, die aber in der Regel selbst bezahlt werden muss.

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