Schneeschippen: Ungewohnte Belastung
Die weiße Pracht – für Kinder Segen, Erwachsene müssen sich regen. Gilt doch für viele die Räumpflicht vor ihrem Haus. Auf was Sie beim Schneeschippen achten sollten
Positiv denkende Menschen sehen ihren winterlichen Räumdienst wahrscheinlich als willkommene Gelegenheit, ihre Arm- und Rumpfmuskeln zu ertüchtigen. Außerdem kann eine Stunde Schneeschippen je nach Intensität bis zu 600 Kilokalorien verbrennen. Der Haken dabei: Wer im restlichen Jahr die zuständige Muskulatur wenig gefordert hat, riskiert eine Überlastung der Muskeln und der Wirbelsäule. „Zerrungen, Dehnungen und Blockierungen von Wirbeln können der Fall sein, also auch der berüchtigte Hexenschuss“, sagt Professor Bernd Kladny, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie in der Fachklinik Herzogenaurach. Sind die Faserringe der Bandscheibenvorgeschädigt, kann gar ein Bandscheibenvorfall ausgelöst werden. „Und wer beim Schippen ausrutscht und stürzt, landet unter Umständen mit gebrochenen Knochen in der Klinik.“
Der frühe Vogel schippt entspannter Schnee
Damit es nicht so weit kommt, lautet die Empfehlung von Professor Kladny: Zunächst einmal früh genug aufstehen. Denn wer unter Stressaus dem Bett springt und schnell schnell die weiße Last vor der Arbeit ins Abseits befördern will, verletzt sich besonders leicht. Besser den Wetterbericht verfolgen und bei Schneefall den Wecker vorstellen. Dann sich noch im Warmen dehnen und strecken, zum Beispiel mit folgenden Übungen:
Übungen zum Aufwärmen direkt vor dem Schippen
Als nächstes zweckmäßig kleiden: „Am besten ziehen Sie dafür wie beim Sporteln draußen Funktionsunterwäsche an und eine wärmende Schicht drüber, damit sich der Schweiß nicht auf der Haut sammelt“, sagt Sportwissenschaftlerin Carolin Heilmann aus München. Anschließend mit Muße zur Tat schreiten. „Nicht zu hektisch beginnen, damit der Körper langsam auf Touren kommen kann“, ergänzt Heilmann. Und wenn nötig auch zwischendurch mal eine Pause einlegen.
Wer optimal vorbereitet sein will, trainiert bereits unter dem Jahr seine Rumpfmuskulatur und Ausdauer, beispielsweise mit Nordic Walking. Fitnessstudios können dem Interessierten gezielte Kraftübungen vorschlagen. Auch die Gymnastikübungen unserer Sportwissenschaftlerin Carolin Heilmann empfehlen wir, siehe Kapitel zwei.
Rutschfeste Schuhe und leichte Schippe wählen
Außerdem sollte jeder Schipper auf die richtige Ausrüstung achten. Rutschfeste Schuhe sind ein Must-have. Wer den Schnee lediglich wegschieben muss, sollte sich mit einer leichten Schneeschippe bewaffnen, zum Beispiel aus Aluminium oder Plastik. Idealerweise hat die Schippe auch noch eine weiche Kante aus PVC oder Gummi, damit sie nicht an Unebenheiten hängenbleibt. Außerdem schabt sie dann weniger laut über den Boden und schont die Nerven des Nachbarn. Der Griff der Schippe sollte auf jeden Fall lang genug sein, dass in aufrechter Haltung geschippt werden kann. Wer eine zusätzliche Erinnerung an die aufrechte Körperhaltung braucht, kann auch einen Kraftgürtel anlegen, wie es Kraftsportler tun. Und wer beidhändig begabt ist, kann beim Schneeschippen auch mal umgreifen und den aktiven Arm tauschen.
Kleine Schaufel, wenn gehoben werden muss
Wer den Schnee nicht nur schieben, sondern auch noch wegschaufeln muss, sollte sich idealerweise zusätzlich zur Schneeschippe eine kleinere Schaufel besorgen. „Also erst den Schnee per Schippe zusammenschieben, dann kleinere Portionen per Schaufel anheben“, erklärt Kladny das zweistufige Vorgehen. Denn das Anheben des Schnees belastet den Körper deutlich mehr als schieben. Die Schaufel sollte wie ein Spaten hinten einen Quergriff haben, damit sie sich nicht wegdrehen kann. Der Stiel der Schaufel sollte kurz genug sein, dass man die Last nahe am Körper heben kann. Andernfalls wirken starke Hebelkräfte auf die Bandscheiben. Darüber hinaus für das Anheben des Schnees besser einen Ausfallschritt machen und in die Knie gehen, statt die Last aus dem Rücken zu heben. „Und nicht zur Seite schaufeln, sondern den ganzen Körper in diejenige Richtung drehen“, mahnt Kladny. Seitwärtsbewegungen sind nämlich strapaziös und bergen eine höhere Verletzungsgefahr.
Unterstützung bei großen Gebieten oder Vorerkrankungen
Wer große Areale freiräumen muss, sollte die Anschaffung professionelleren Equipments erwägen: Zur Auswahl stehen rückenschonende Schneeschippen mit Rädern bis hin zu elektrisch betriebenen Schneefräsen.
„Wer aber frisch operiert ist, bereits Rückenprobleme hat oder an Wirbelsäulenerkrankungen wie fortgeschrittenem Knochenschwund leidet, sollte besser ganz auf einen eigenen Einsatz verzichten und gleich einen Räumdienst beauftragen“, empfiehlt Kladny. Dasselbe gilt zum Beispiel auch für Patienten mit einer Erkrankung der Herzkranzgefäße.
Sportwissenschaftlerin Carolin Heilmann zeigt vier Übungen, mit denen Sie unterm Jahr Ihre Muskeln für das Schneeschippen stählen können
Übungen
Wichtig: Wer chronisch krank ist, neu oder nach längerer Zeit wieder mit Sport beginnt, sollte sich vor dem ersten Training vorsichtshalber grünes Licht vom Arzt geben lassen. Teilweise kann eine ausführlichesportmedizinische Untersuchung sinnvoll sein, die aber in der Regel selbst bezahlt werden muss.
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